Blond - To Do
Wie haben wir's gelernt? Richtig: "Der Leser respektive der Hörer macht den Text!" So hat das auch Michael Heilrath verinnerlicht, denn in bewährter blond-manier liefert er auf der aktuellen CD "to do" wieder einen Schwung feiner Instrumentalversionen. Als hätte ihn Hänschen Rosenthal bei Dalli Dalli gefragt, "was fällt Ihnen alles zum Begriff 'Party' ein?", schießt Heilrath die Titel seiner Tracks heraus: "Nicht zuhören, wenn einem jemand vorgestellt wird" (1). "Zuviel trinken obwohl man eigentlich keine Lust dazu hat"(6). "Sich denken: 'die ist leider doch total doof' "(7). Bis er es schließlich auf acht Antworten - sprich: Songtitel - bringt. Ein Titel (Sich denken:"Scheiße, ist die geil") wurde von der Jury leider aberkannt. Wieso denn bitte, ist das zu versext? Wie spießig ist das denn? Was auch immer Zuhörer von Songlyrics erwarten, sehr häufig hegen sie den Wunsch, Erlebtes realitätsnah geschildert zu bekommen. blond's partybezogene "to do"-Liste schafft allein durch die Titel der Instrumentaltracks eine erstaunlich authentische Wiedergabe abendlicher Stelldicheins. Auf dem selben Fest war ich auch, denke ich mir kurz, bis sich die Gewissheit einstellt, daß doch alle Parties so sind. Zuerst läuft eine Stunde lang Police, bis Gabi kommt und Haindling einlegt; oder hat sie lediglich Bayern 1 gedrückt? ("Die ist leider doch total doof") Doch Gott sei Dank funktioniert die Musik auf "to do" nicht als Dokumentation fader Privatfeste, sondern dient vielmehr als Soundtrack für das bessere Gelingen: denn schließlich sind diese Tracks auch das Fundament für blond-Liveauftritte, wobei sich Heilrath (nebenbei noch Couch-Mitglied) bei live-gigs erlaubt, die ein oder andere Spur dazuzumischen bzw. weitere Instrumente einzubringen.
Bei so vielen Freiheiten des Künstlers will ich Rezipient natürlich auch nicht zu kurz kommen; wußten Sie eigentlich, daß man bei besonders gut gemachten Pornofilmen gar nicht mitbekommt, daß die Musikspur mit extrem vielen Loops und Neustarts arbeitet? Sehen Sie, und genau das schafft zum Beispiel "Alle möglichen Leute begrüßen". Die schmutzigen Bilder müssen Sie sich natürlich selber machen (siehe oben). Tausendsassa blond, ätsch Jury!! Nach zwei Maxi- und einer Albumveröffentlichung auf payola ist "to do" die erste blond-CD, die auf echokammer erscheint, was insofern nicht verwundert als Song Nummer 5 ("Sachen versprechen, die man eh nicht halten kann") in absolut legitimer Nachfolge des echokammer-Juwels "C 2064" steht: mit gefiltert-dampfigen Sounds, die den Geräuschen eines gesampleten verkalkten Kaffeekochers nicht unähnlich sind. Und während mein Geist eine imaginierte Computerspielfigur steuert, beginnt der Körper schon zu wippen. By the way, diese acht Stücken mit ihrem weitreichenden Sound- und Beatspektrum sind durchaus sehr real mit der Unterhaltungselektronik verknüpft: sobald Sie nämlich die "to do"-CD in den Rechner schieben, lädt Sie blond zu acht Computerspielchen ein. Ob er Ihren Namen kennt, wird sich zeigen.