Max Krefeld - ABC

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"Zwei Klischees sind lächerlich, hundert Klischees sind ergreifend." (Umberto Eco)

Das kommt also heraus, wenn man eine Jugend mit Atarisounds im Ohr, Werbejingles aller Orten, Hörspielintros vor dem Einschlafen, 80er-Jahre-Hits im Radio und Masterboy im Musikfernsehen einmal in ihre Einzelteile zerlegt, durcheinander wirbelt und schließlich nach Bauchgefühl neu zusammenbastelt. Irgendwann ist der innere Druck durch all den Input so groß, dass ein Kopf wie Max Krefeld eine Nacht bei Korg und Computer durchbringt und am nächsten Tag eine Hand voll neuer, grob 1 ½ Minuten langer Stücke Punk-, Pop-, Elektroeklektizismus geschaffen hat. "ABC", Max' Debutalbum, versammelt nur 26 dieser insgesamt fast 200 Stücke, die auf diese Weise in den letzten Jahren entstanden sind. Was aber wirklich vollkommen genügt.

Mit einem gewissen musikalischen Autismus und der wundervollen Fähigkeit gesegnet, das eigene Gedächtnis als Downloadshop und Sampler zu nutzen, hat Max Krefeld nervöse und ruhige, simple und vertrackte Songschnipsel erschaffen, die jedem Atarispiel zur Ehre gereichen würden, kleine Popperlen im Gewand eines 80er-Elektro-Weirdos hervorgezaubert, aber vor allem: dutzendweise wirre, witzige, charmante, kitschige und oft versatzstückartig klischeehafte Soundfragmente.

Das alles ist auf "ABC" so dicht gestaffelt, dass selbst jemand mit extremem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom leicht zu viel bekommt. Alle zehn Sekunden eine neue Idee, im Schnitt jede Minute ein neuer Track, der hektisch nach vorne stolpert, Kasatschock oder Rumba tanzt, sich verneigt und einem überdrehten Breakdancer in Bibi-Blocksberg-Fröhlichkeit oder einem Punkrockkid auf Ecstasy Platz macht.

Vielleicht gehört auf "ABC" ein Warnhinweis: Besser nur in geringer Dosierung hören. Aber vielleicht ist "ABC" auch eine wahre Wonne für Musiknerds, die einerseits Jahre damit verbringen können, Einflüsse, Verneigungen und Anleihen heraushören zu wollen - und andererseits aus Max' 26 Buchstaben-Briefchen endlich Playlists zusammenstellen können, die ein Wort ergeben, "L - I - E - B E" zum Beispiel. Wahrscheinlich aber ist das alles nur ein Anfang, denn Max Krefeld saugt weiter Melodien und Rhythmen und Breaks in seinen Kopf auf - und verbringt zu unserer Freude seine Nächte weiterhin wach und getrieben damit, all dem durch das Ventil der Musik Herr zu werden.

Letzte Frage: Wann hört das auf? Antwort: Niemals.