Kamerakino - Heroes and Three Shorts
Vier Stücke, die von Abhängigkeiten handeln: von Substanzen, Arbeitsverhältnissen, Orten und der Alles dominierenden Schwerkraft. Leidenschaftlich, phlegmatisch, optimistisch und fatalistisch sind die Haltungen, die diese Fallstudien über die Dauer von drei mal zwei Minuten auf einer Seite und einmal sechs Minuten auf der anderen Seite einnehmen. Haltung bewahren, trotz aller Hinfälligkeit, das fordern die unbeirrbaren Kamerakino mit ihrem stoisch "langsamen Gang der Shandys", wenn sie nun schon zum vierten Male "Die Stadt bleibt unser Laufsteg bis zum letzten Schrei" postulieren, allerdings nun zum erstenmal in einer Studioaufnahme einer Bandversion.
Bisher gab es nur Remixe eines noch nicht vorhandenen Stückes, z.B. von "Munk" und ihrem "Shady edit" als Maxi und auf der Compilation "Gomma Gang Zwei".
Kamerakino ist auch Bindeglied und Bezugsgruppe der anderen drei Interpreten: Relle Büst, die Einzige der Musiker dieses Jointventures, die an allen vier Stücken mitwirkte, hatte schon in den frühen Neunzigern Erfolge mit der Schlagermarotte "Minimintz" ehe sie als Keyboarderin bei KK einstieg. Hier debütiert sie als "The Parasyte Woman" mit ihrem sehnsüchtigen "Heroes", ein dunkel funkelnder Juwel von einem Dubdiamant, geschliffen von Jason Arigato. Den man wiederum von seinem Disco-Glamtrio "Queen Of Japan", der querulanten electro-bluesband "Diska" sowie diversen Produzententätigkeiten kennt. In Kürze wird "Munich Me Mata", seine Studioarbeit mit Kamerakino von "Franz Ferdinand"-Schlagzeuger Paul Thomson veröffentlicht werden.
In Ruhe und Frieden Abhängen, das ist der sehnlichste Wunsch von "The Lazy", dem Trio um den KK-Schlagzeuger Tom Wu, denen nachgesagt wird, dass sie wirklich faule Kommunarden seien, mit Ausnahme des gemeinsamen Musizierens. Dass sie dabei detailverliebte Perfektionisten sind, hört man ihrem soeben auf dem japanischen Label "Sausage Records" veröffentlichten Debüt "The Lazy In Red" durchaus an. Hier zu hören sind sie in einer von Relle Büst geremixten Version ihres "We don't want to work" Bossa-Steady.
Abgeschnitten wird das runde "Rendezvous der Freunde", so der Titel der Originalvorlage für das Covermotiv von Max Ernst, von der dekadenten Miniatur "We Will Fall", einer pervertierten Fassung der vorangegangenen KK-Single "Drahtseillady Elektra (Du bist mein Fall)". Kamerakino-Gründer Piko B. und Echokammer-Labelchef Al Bert P. zogen dabei verblüffende Parallelen zu diversen kulturrevolutionären Veröffentlichungen aus den 60er Jahren des amerikanischen Labels "Elektra".