Peter Brombacher - Peter Brombacher
Warum stinkt deutscher Pop-Gesang im Vergleich zu amerikanischem fast immer ab? „The Americans are a very self-conscious people. That s the nearest I have ever got to a generalisation that really covers that great and mixed multitude. (…) They really are artists in life; and it must be a terrible and almost tragic vocation. But there is the same deliberate artistic quality in the commonest und coarsest smoking-room story told with an ever-lengthening drawl by an American drummer in the lounge of an hotel. There is the same self-consciousness in the photograph of the most absurd business founder on the make, who tightens his mouth and swells out his jaws in the advertisements of a cheap magazine. He may not be exactly an artist, but he is far from being an artless character.” (G.K. Chesterton) Oder grob auf einen Satz verknappt: Der Amerikaner ist ein Schauspieler seiner selbst. Und so kommt man darauf, warum es sich bei einem so großen Anteil der wenigen wirklich guten deutschen Pop-Vokalisten um gelernte Schauspieler handelt, von Ernst Busch über Hildegard Knef und Manfred Krug bis zu den großartigen Sängerinnen und Sängern auf der „Song of Joy“-Platte von Erobique/Palminger. Und Peter Brombacher, seit 2004 Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele, steht auf jeden Fall auch in dieser spärlichen Reihe. Auf der vorliegenden Mini-LP/CD interpretiert er fünf Lieder: Rilkes „Immer Wieder“, das in der Komposition von Ivi Vukelic zum Minimal-Blues-Dub auswuchert – das „Horenlied“, eine Art musikalischer Kreuzweg aus dem 16. Jahrhundert, in dem Carl Oesterhelts Orgelbegleitung den Berg Golgatha als Rummelplatz des Grauens inszeniert – John Lennons posthume Single „Watching the Wheels“, ganz klassisch live zum Klavier gesungen –das acapella eingesungene Wiener Lied „Die Wachau“ von Ernst Arnold (der übrigens weiland für das Verspotten des deutschen Schunkelns von den Nazis mit Berufsverbot belegt wurde) – und zum Abschluss der Inbegriff deutscher Hochromantik, Schumanns Vertonung von Eichendorffs „Mondnacht“. Jedes Stück also aus einer anderen Epoche, einem anderen kulturellen Kontext, einer anderen musikalischen Herangehensweise. Und doch macht sie sich Brombacher alle zu eigen und verabreicht unseren Ohren diesen bitteren, aber belebenden Trunk aus Zeit, Raum und Tod. Ein Übriges tut dieser Veröffentlichung das angemessen melancholisch-morbide Coverfoto von Gerald von Foris. (Martin Lickleder)