Paul Fuchs/Zoro Babe - Ascolta

Ascolta Preis: 18 EUR CD in den Warenkorb
Mehr von Paul Fuchs/Zoro Babel/Hariolf Schlichtig:

Ich lausche Ascolta und antworte mit Sprache, notiere Worte.
Die Sprache ist weit weg. Der Raum, der zwischen der Sprache und Fuchs' und Babels Stromstößen, Klopfzeichen und Pusteblumen liegt, ist auf keiner Karte markiert. Aber auch der Raum zwischen ihr und Schlichtigs Streichen: Mal blitzt dort ein Zitat auf, und will doch nicht genannt sein. Meine Ohren glaubten den Specht im Wald zu hören, doch war es ein Morse-Telegraf. Das Blöken von Büffeln, doch war es das Brodeln des Vulkans. Und Vulcanus war es, den sie beim Schmieden der Blitz- und Donnerpfeile für Jupiter hörten, doch glaubten sie den Eisenerzbergbau der Etrusker zu vernehmen. Dann waren es Möwen, die kamen, um vor einem Mord in einem Stummfilm zu warnen, doch am Himmel waren Propellerflugzeuge aus einem Weltkrieg, sie nannten sich Mosquitos. Die Vorführung des Faradayschen Käfigs im Deutschen Museum hörten sie, doch hätte es auch die Arbeit der Rangierer eines großen Güterbahnhofs sein können. Eine Windmühle, wie ein Zementmischer, doch war es eine Holzhand. Und zwischenzeitlich klang das Spiel der Musiker nach Fußball, mit anderen Vorzeichen, mit einem unwuchtigen Ball, womöglich mit runden Kanten ... die es ja gar nicht geben kann. Oder etwa doch? Lauf, lauf! Ein Pass, ein Lauf, ein Sturm, ein Schuss, ein Abpfiff, eine Belehrung, eine Diskussion, aber immer: Weiter! Im Ohr vollzieht sich eine permanente Geburt: Ein neues Wesen kommt auf die Welt, und doch ist es nicht neu, das neue Kind ist bereits "fertig". Entstanden lange Zeit zuvor, beim Geschlechtsakt. Aber nein, noch eher, viel eher ... selbst ein schnell gesagtes Wort hat eine Vorgeschichte, auch wenn das Bewusstsein dafür weg ist: kein Wort kommt aus dem Nichts, aber auch kein Klang ... ja wo kommt er her, was war davor? Es ist der Wille zur Schöpfung selbst, der sich hier in jedem Schlag und jedem Rütteln hörbar manifestiert, und doch der Logik eines Domino perpetuo obliegt. So folgt das Spiel von Babel, Fuchs und Schlichtig einer spontanen Gebung und Legung, wie auch einer jahrzehntelangen Vorbereitung, Fertigung und Erfahrung. Da fällt der Blick auf das Material: Holzhand und Kabelungen, Fuchshorn und Fuchstuba, Stierballastsaite und Bronzetrommeln, Gummistiefel auf Sprungfedern und Spiralen aus Rohrstangen (Gärtner und Gärtnertraum), Holzblockwagen und Schiefergranitplatten, Trommeln und Donnerbleche, Oszillatoren und Motoren, Kontaktmikrofone und ein Speichermodul. Sie alle verdichten sich zu einem Spielfeld, verwandeln das Haus in den Colline Metallifere der südlichen Toskana in ein Klangstudio, das selbst ein Instrument wird. Zuletzt das Bild der drei Männer, die im Raum einer Galerie stehend ihr Spiel treiben. Es ist das letzte Bild, das mir in den Sinn kommt, und obwohl es den Aufzeichnungen entspricht, erscheint es mir beim Hören wie eine Fälschung. Ein frei erfundenes, ausgedachtes Bild. –Federico Sanchez